Reisebericht von Kirsten G.
Uganda experience
Ganz herzlich Grüße von den Uganda-Besuchern Alyosha und Kirsten
Wenn ich ehrlich bin, lange hatte mich die ‚German Angst‘ im Griff und frei nach dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht,“ gab es für mich immer einen Grund, warum ich nicht nach Uganda fliegen sollte: Flugangst, Kosten, Malaria, armutsbedingter Mangel an Hygiene, die ekelhafte Rolle als privilegierte Europäerin, Kriminalität, Affenpocken, Impfungen…Ihr wisst schon.
Doch dann näherte sich der Zeitpunkt, an dem mein Patensohn Anthony bald erwachsen werden, Home und Schule verlassen und auch mein eigener Sohn auf eigenen Füßen stehen würde.
Also:
Jetzt oder nie!
Um es auf dem Punkt zu bringen: Ich habe diese Entscheidung nicht eine Sekunde lang bereut und kann wohl, ohne zu übertreiben, sagen, diese Zeit gehört zu den bislang schönsten Wochen meines Lebens.
Erwartet hatte ich Mangel, Armut, Misstrauen, ein Gefühl der Fremdheit, doch bereits beim ersten Schritt aus dem Flugzeug am Flughafen Entebbe überkam mich das sonderbare Gefühl, zuhause zu sein. Und dieser erste Eindruck bestätigte sich Tag für Tag. Statt Mangel begegnete uns – trotz der real existierenden Armut – eine sonderbare Fülle: eine überwältigend fruchtbare Vegetation (ein Paradies für Naturliebhaber), alles war groß, Lake Victoria, die Pflanzen, die Tiere, das enge Treiben und die Früchte auf den bevölkerten Märkten und – Allem voran – die Herzen der Ugander – zumindest derjenigen, denen wir begegnet sind.
Ich habe lange überlegt, wie ich das Gefühl der stillen und trotzdem aufrichtigen Zugewandtheit dieser Menschen in Worte fassen könnte. Es mag sich überzogen und romantisierend anhören, aber die Gespräche mit diesen Menschen, und insbesondere auch mit den Kindern aus dem Home, vermittelten uns das Gefühl, dass sie authentisch und unmittelbar waren, man schaute sich an und schaute direkt in das Herz des Gegenübers. Selten habe ich mich so willkommen gefühlt, wie hier. Und dann kam die erste Begegnung mit unserem Patensohn/-bruder Anthony. Was soll ich sagen? Es hätte auch anders laufen können, nicht immer passen Menschen zueinander. Wir drei jedoch umarmten uns, die Tränen flossen und es war sofort klar: „We are family!“ Viele Eindrücke aus seinem Leben hat er uns dann offenbart: Herzlich wurden wir von den Agandi-Kids mit einem Fest mit Tanz- und Musik-Performance empfangen, Anthony führte uns mit seinen Freunden durch seinen ‚Kiez‘: Schule, Fußballplatz, Basketballfeld, die roten Sandpisten jenseits der Garuga Road, stellte uns seine Schulfreunde vor und, kurz vor unserem Abschied erhielten wir sogar die Ehre, seine leibliche Mutter kennenlernen zu dürfen. Gemeinsam mit Brigitte und ihrem Patensohn Paul fuhren wir drei außerdem für drei Tage ins Elephant Home, um die unvergesslichen Eindrücke im Queen Elisabeth National Park zu genießen.
Mit Anthony und Sandra reisten wir zu den Nilquellen in Jinja. Und schließlich nach Masaka zum Äquator. Nun muss ich wohl Bilanz ziehen:
Ja, es gibt sie natürlich, die teilweise unbeschreibliche Armut, die Kinder mit den Hungerbäuchen, die Perspektivlosigkeit. Umso dankbarer waren wir, beobachten zu dürfen, dass die Agandi-Kids gut aufgehoben sind. Sie sind tatsächlich privilegiert. Und uns sind auch weitere Menschen, junge Erwachsene begegnet, die einst durch eine Patenschaft unterstützt worden waren, wie beispielsweise die junge Galeristin in Masaka. Und, ja, es gibt die Probleme mit der Infrastruktur: der Müll wird verbrannt, auf den Straßen klaffen Krater, in den selbstgebastelten Public Taxis sitzt man zusammengequetscht mit weiteren 15 Personen, auf dem Boda Boda (Motorradtaxi) fährt man ohne Helm. Dennoch haben wir uns in Uganda immer gut aufgehoben gefühlt! Und es wird hoffentlich nicht das letzte Mal sein, dass wir diese Gastfreundlichkeit genießen dürfen! Aber, das Wichtigste: der Kontakt zu Anthony hat sich gefestigt, neue Besuchspläne nach
Deutschland und Uganda werden bereits geschmiedet. Well, we’ll see! Uns bleibt noch der sehr herzliche Dank an Brigitte und Agandi, ohne deren Unterstützung diese überwältigenden Erfahrungen niemals möglich gewesen wären!!!
Seid lieb gegrüßt von Alyosha und Kirsten