Rundbrief September 2024

Brigitte Kazooba

Liebe Mitglieder und Freunde des Fördervereins AGANDI e.V.!

eine turbulente Zeit in Uganda liegt hinter uns – mit einigen Höhen und Tiefen. Wie immer waren die Kinder/ Jugendlichen, Angestellten und ich glücklich über das Wiedersehen. Einige Tage später kamen meine liebe frühere Kollegin Kirsten G. und ihr Sohn Yosha nach Uganda, um ihr Patenkind Anthony zu besuchen.

Dank einer hohen Einzelspende im Juni 2024, vermittelt durch unsere liebe ehemalige Kollegin Regina K., konnten wir einige Projekte auf den Weg bringen: Das Wichtigste war die Starthilfe in die Selbständigkeit für unsere beiden jungen Männer Marvin K. und James K., die ihre Ausbildungen zum Tischler erfolgreich abgeschlossen haben. Sie arbeiten erstaunlich versiert und stellen schon schöne, stabile Möbel her.

Leider werden Sie für hierfür mit nur 50 € umgerechnet monatlich bezahlt. Das wollten wir ändern und beide haben eine Lösung vorgeschlagen, die gut umsetzbar ist. Sie dürfen in ihren Werkstätten bleiben und dort eigene Möbel zum Verkauf herstellen, wovon sie dann nur einen kleinen Prozentsatz der Tischlerei abgeben müssen. So konnten wir von dem Spendengeld weitere erforderliche Maschinen für die beiden kaufen, sowie größere Mengen Holz- und Leimholzplatten, die nun ihr Eigentum sind.

Eine weitere, schon länger anvisierte Aktion war es, die Zwillingsmädchen Babyrie und Nakato – 11 Jahre alt – bei Agandi aufzunehmen. Sie haben bisher noch keine Schule besucht. Aufgrund der hohen Spende durch Regina K. konnten wir sie bedenkenlos ohne Paten aufnehmen. Doch schon einige Tage später hat eines der Mädchen Paten bekommen! Für die zweite suchen wir noch.

Die Mädchen und ihre Mutter waren überaus glücklich. Die Beiden waren seit mehreren Jahren tagsüber in dem dunklen Haus, weil sie sich schämten zur Schulzeit draußen gesehen zu werden.

Das Zuhause der beiden
Das Zuhause der beiden
Die Zwillinge zum ersten mal bei Agandi
Die Zwillinge zum ersten mal bei Agandi
Die Einschulung
Stolz präsentieren die Zwillinge ihre neuen Schuluniformen und Schuhe
Die Zwillinge zum ersten mal bei Agandi
Die Einschulung
Nach jahrelangem Zögern haben wir dieses Mal den Wunsch nach einem TV erfüllt. Die Olympiade in Paris stand vor der Tür und die Kinder konnten diese abends mitverfolgen. Natürlich wurden strikte Regeln zur Nutzung des TV´s abgesprochen.

An einem Samstag im August haben wir ein Fest gefeiert. Die Kinder haben es mit den Angestellten und dem Musiklehrer Fred K. als inhaltlichem Gestalter intensiv vorbereitet. Ihre Sing- Tanz- und Trommelvorführungen werden von Mal zu Mal intensiver und lebendiger. Alle waren begeistert und von der super Stimmung mitgerissen! Der Stolz der Kinder und Jugendlichen auf das, was sie können ist groß und sie haben so viel Spaß an den Präsentationen.

Meldet euch, wenn ihr die entsprechenden Videos gerne hättet, dann schicken wir sie euch per w-transfer.

Leider habe ich es verpasst, geeignete Fotos zu machen – ich habe in meiner Begeisterung nur gefilmt….

Weitere Aktionen waren mehrmals Schwimmen gehen mit kleineren Gruppen im Lake Viktoria Hotel, mit vorherigem Restaurantbesuch. Immer wieder ein highlight für die Kinder

Die Geräte, die James benötigt
und drinnen
Nicht alles läuft glatt. Wir sind – wie alle Organisationen mit Kindern, Jugendlichen und Angestellten auch mit Problemen konfrontiert. Neben Krankheit und Fehlverhalten (zu spät nachhause kommen etc.) passierte es, dass der Asphalt unseres neuen Basketballplatzes zum Teil durch einen schweren LKW, der dort einfach trotz Protest wendete – zerstört wurde. Nach langen Recherchen fanden wir einen verantwortlichen Bauingenieur, der versprochen hat, den Boden wieder instand zu setzen. Das kann dauern… Darüber hinaus wurden die Ballringe von „fremden“ Jugendlichen heruntergerissen. Deshalb wird jetzt der Platz durch ein Tor verschlossen und der Zaun wird repariert.
Demolierter Asphalt
zerstörter Ring
Reparierte Basketballständer
Das neue Tor in der Einbauphase

Wir sind glücklich, die Eindrücke von Kirsten G. in diesen Brief zu stellen – auch in der Hoffnung, dass ihr „Lust“ auf eine Uganda Reise bekommt.

Herzliche Grüße, Brigitte Kazooba, September 2024

Reisebericht von Kirsten G.
Uganda experience

Ganz herzlich Grüße von den Uganda-Besuchern Alyosha und Kirsten
Wenn ich ehrlich bin, lange hatte mich die ‚German Angst‘ im Griff und frei nach dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht,“ gab es für mich immer einen Grund, warum ich nicht nach Uganda fliegen sollte: Flugangst, Kosten, Malaria, armutsbedingter Mangel an Hygiene, die ekelhafte Rolle als privilegierte Europäerin, Kriminalität, Affenpocken, Impfungen…Ihr wisst schon.
Doch dann näherte sich der Zeitpunkt, an dem mein Patensohn Anthony bald erwachsen werden, Home und Schule verlassen und auch mein eigener Sohn auf eigenen Füßen stehen würde.

Also:
Jetzt oder nie!

Um es auf dem Punkt zu bringen: Ich habe diese Entscheidung nicht eine Sekunde lang bereut und kann wohl, ohne zu übertreiben, sagen, diese Zeit gehört zu den bislang schönsten Wochen meines Lebens.
Erwartet hatte ich Mangel, Armut, Misstrauen, ein Gefühl der Fremdheit, doch bereits beim ersten Schritt aus dem Flugzeug am Flughafen Entebbe überkam mich das sonderbare Gefühl, zuhause zu sein. Und dieser erste Eindruck bestätigte sich Tag für Tag. Statt Mangel begegnete uns – trotz der real existierenden Armut – eine sonderbare Fülle: eine überwältigend fruchtbare Vegetation (ein Paradies für Naturliebhaber), alles war groß, Lake Victoria, die Pflanzen, die Tiere, das enge Treiben und die Früchte auf den bevölkerten Märkten und – Allem voran – die Herzen der Ugander – zumindest derjenigen, denen wir begegnet sind.
Ich habe lange überlegt, wie ich das Gefühl der stillen und trotzdem aufrichtigen Zugewandtheit dieser Menschen in Worte fassen könnte. Es mag sich überzogen und romantisierend anhören, aber die Gespräche mit diesen Menschen, und insbesondere auch mit den Kindern aus dem Home, vermittelten uns das Gefühl, dass sie authentisch und unmittelbar waren, man schaute sich an und schaute direkt in das Herz des Gegenübers. Selten habe ich mich so willkommen gefühlt, wie hier. Und dann kam die erste Begegnung mit unserem Patensohn/-bruder Anthony. Was soll ich sagen? Es hätte auch anders laufen können, nicht immer passen Menschen zueinander. Wir drei jedoch umarmten uns, die Tränen flossen und es war sofort klar: „We are family!“ Viele Eindrücke aus seinem Leben hat er uns dann offenbart: Herzlich wurden wir von den Agandi-Kids mit einem Fest mit Tanz- und Musik-Performance empfangen, Anthony führte uns mit seinen Freunden durch seinen ‚Kiez‘: Schule, Fußballplatz, Basketballfeld, die roten Sandpisten jenseits der Garuga Road, stellte uns seine Schulfreunde vor und, kurz vor unserem Abschied erhielten wir sogar die Ehre, seine leibliche Mutter kennenlernen zu dürfen. Gemeinsam mit Brigitte und ihrem Patensohn Paul fuhren wir drei außerdem für drei Tage ins Elephant Home, um die unvergesslichen Eindrücke im Queen Elisabeth National Park zu genießen.
Mit Anthony und Sandra reisten wir zu den Nilquellen in Jinja. Und schließlich nach Masaka zum Äquator. Nun muss ich wohl Bilanz ziehen:
Ja, es gibt sie natürlich, die teilweise unbeschreibliche Armut, die Kinder mit den Hungerbäuchen, die Perspektivlosigkeit. Umso dankbarer waren wir, beobachten zu dürfen, dass die Agandi-Kids gut aufgehoben sind. Sie sind tatsächlich privilegiert. Und uns sind auch weitere Menschen, junge Erwachsene begegnet, die einst durch eine Patenschaft unterstützt worden waren, wie beispielsweise die junge Galeristin in Masaka. Und, ja, es gibt die Probleme mit der Infrastruktur: der Müll wird verbrannt, auf den Straßen klaffen Krater, in den selbstgebastelten Public Taxis sitzt man zusammengequetscht mit weiteren 15 Personen, auf dem Boda Boda (Motorradtaxi) fährt man ohne Helm. Dennoch haben wir uns in Uganda immer gut aufgehoben gefühlt! Und es wird hoffentlich nicht das letzte Mal sein, dass wir diese Gastfreundlichkeit genießen dürfen! Aber, das Wichtigste: der Kontakt zu Anthony hat sich gefestigt, neue Besuchspläne nach
Deutschland und Uganda werden bereits geschmiedet. Well, we’ll see! Uns bleibt noch der sehr herzliche Dank an Brigitte und Agandi, ohne deren Unterstützung diese überwältigenden Erfahrungen niemals möglich gewesen wären!!!

Seid lieb gegrüßt von Alyosha und Kirsten