Rundbrief Dezember 2023

Brigitte Kazooba

Liebe Mitglieder und Freunde unseres Vereins AGANDI e.V.,

nach einem kürzeren, intensiven Aufenthalt in Uganda berichte ich euch über neue Entwicklungen. Zuerst die guten Nachrichten!
Einige neue Projekte konnten wir auf den Weg bringen bzw. abschließen: Den Aufbau einer neuen, größeren Solaranlage für unser home. Jedes Zimmer mit je einer Deckenbirne sowie auch der Außenbereich werden jetzt über die Solaranlage beleuchtet und es gibt eine Solar-Steckdose – für den Fall, dass der öffentliche Strom ausfällt, was relativ häufig der Fall ist.

Die Sitzgelegenheiten für die 25 im home wohnenden Kinder waren mittlerweile unzureichend bzw. beschädigt, deshalb haben wir in einer Uganda-typischen Tischlerei, die hauptsächlich im Außenbereich arbeitet, 25 neue, stabile Hartholzstühle bestellt.
Die alten Bänke
….und die neuen Stühle in der Fertigung
Und jetzt fertig
Vor einigen Monaten wurde uns mitgeteilt, dass der Chairman / Bezirksbürgermeister unser Engagement, die gepflegten Gebäude, Innen- und Außenbereiche lobte, aber dennoch bemängelte, dass es für Mädchen und Jungen keine getrennten Schlafgebäude gibt. Da wir auf unserem eher kleinen Gelände kein weiteres Haus bauen können, entschieden wir, für drei der sechs Schlafräume jeweils eigene Eingangstüren einzubauen und die Türen zum Gang zuzumauern. Dadurch ergeben sich getrennte Bereiche. Dieses Projekt ist noch nicht abgeschlossen, weil die Kinder erst Ende November zu Ihren Verwandten in die Ferien gingen und wir erst jetzt – mit unserem Partnerverein „spa of hope“ mit dem Umbau begonnen haben. Die Türen wurden im Metallbau in Auftrag gegeben.
Diese 3 Fenster werden durch Türen ersetzt
Weiterhin haben die Kinder viel von den Angeboten in den Musik- und Kunstworkshops und natürlich auf dem Sportplatz. Als Gastlehrer hatten wir einen Keramik-Künstler, der über mehrere Tage die Kinder mit der Dreh Töpferscheibe vertraut gemacht hat. Unser Ziel ist ja, den Kindern möglichst vielfältige praktische „skills“ näher zu bringen, denn ein Studium an der Uni ist für uns weder bezahlbar noch lohnend. Zu viele Uni Absolventen stehen in Uganda auf der Straße.

Erfolgreich verlaufen die Ausbildungen zum Tischler und Metallbauer von unseren beiden ältesten Marvin Kakonge und James Kituuka, die im vorigen Jahr die S6 (vgl. Abitur) erfolgreich abgeschlossen hatten.

Schon bald sind beide fertig mit der praktischen Ausbildung und haben evtl. die Chance von den Betrieben übernommen zu werden. Allerdings gibt es hierfür Voraussetzungen, die ungewöhnlich sind und in einem mitteleuropäischen Sozialstaat ein „no go“ wären: Die Beiden müssen ihre eigenen Elektro-Maschinen und Werkzeuge mitbringen. Das ist natürlich ein Kostenfaktor, der von vielen Menschen nicht gestemmt werden kann. Genauso musste Agandi für die Ausbildungen bezahlen. Es ist nicht etwa umgekehrt, dass der Jugendliche eine kleine Bezahlung erhält! Hierfür konnten die Beiträge der Paten von Marvin und James eingesetzt werden. Da beide täglich nach der Arbeit nachhause gehen, fallen keine Kosten für die Unterkunft an und wir konnten von den Monatsbeiträgen der Paten Einiges sparen, was wir jetzt zum Teil in die Anschaffung der Arbeitsgeräte investieren können. Für Marvin haben wir schon Bohrmaschine, Kreissäge und Stichsäge gekauft. Die Geräte für James fehlen noch. Teilweise „sprengen“ sie jedoch das Budget und wir hoffen auf Einzelspenden, die dafür eingesetzt werden können.

Im letzten Rundbrief hatten wir ja von der Idee des ganzheitlichen Konzepts geschrieben: Die Kinder nicht nach Abschluss der Schule „auf der Straße“ stehen zu lassen, sondern die Ausbildung zu ermöglichen. Das gelingt sehr erfolgreich. Deshalb sollten wir es auch unbedingt ganz zu Ende bringen, indem wir das künftige Leben „unserer“ Jugendlichen soweit sicherstellen. Das heißt, die Geräte sollen angeschafft werden und – wenn es optimal verläuft – sogar eine Werkstatt für Holz- und Metallbau eröffnet werden. Für ein solches Projekt können wir Einzelspenden einsetzen. Dann erweist sich auch die Anschaffung der Arbeitsgeräte auf jeden Fall als sinnvoll!

In Uganda gibt es entlang der Hauptstraßen viele Holz- und Metallbau Geschäfte, besonders an der Entebbe road zwischen Entebbe und Kampala. In diesem Bereich leben auch die Kinder, steht auch unser home. Auffällig ist, dass die Geschäfte zwar unterschiedliche Größen/ Kapazitäten aufweisen, jedoch kaum Unterschiede im Angebot. Was es nirgends gibt und sicher eine lukrative Marktlücke ist: Die Kombination von Metall und Holz im Möbelbau, hier bekannt als „industrial style“ oder „Industriedesign“. Davon habe ich den beiden Jungs Bilder gezeigt und sie waren begeistert. Sie würden es mit enormem Fleiß umsetzen. Ihre Arbeit in den Betrieben ist hart und sie haben unglaublich viel gelernt. Besonders Marvin hat eigene Produkte geschaffen, die ihr auf den Fotos seht. James ist genauso fleißig, darf aber noch keine eigenen Metalltore o.ä. bauen, auch weil er die Geräte noch nicht hat.

Die Geräte, die James benötigt
Wir kaufen Geräte / Marvin
Vor der Tischlerei
und drinnen
Marvins Produkte
James bei der Arbeit
Die Eltern der Kinder haben ein Fest organisiert, weil sie sich so sehr gefreut haben, dass ich wieder gesund bin. Gleichzeitig haben wir ein vorgezogenes Weihnachtsfest gefeiert. Es wurde stundenlang gekocht, unser Musiklehrer Fred hat Trommel- und Tanzvorführungen vorbereitet. Davon gibt es natürlich tolle Videos.

Die Bilder können kaum die Emotionen, die Intensität und Freude bei diesem Fest wiedergeben. Ich rate euch, Agandi zu besuchen, um in diese Welt einzutauchen!

Für unser jüngstes Kind fand die Abschlussfeier des Kindergartens statt.
Dies ist auch eine Besonderheit in Uganda. Die Kinder erhalten einen „Doktorhut“, ein Foto damit, es werden etliche Aufführungen gezeigt und Reden für die Eltern gehalten.

Nobo, vierter von links
Die Fotos mit Doktorhüten

An dieser Stelle möchte ich euch sagen, dass euer Engagement nicht genug gewürdigt werden kann. Was ihr macht: Ihr bereitet diesen Kindern eine glückliche und zuversichtliche Kindheit und Jugendzeit!

Erinnert euch an die Bilder ihrer Herkunft. Ohne euch wären viele mittlerweile auf der Straße. Hoffnungslos, ohne jede Perspektive. Immer weniger Eltern können sich den Schulbesuch der Kinder leisten.

Eure Patenkinder aber sind wirklich glücklich. Sie wissen, was sie bekommen. Sie haben den Vergleich zu der Mehrheit der Ugander, die in bitterer Armut leben. Bitte. Macht weiter, begleitet die Kinder bis sie sicher im Leben stehen. Wir sind auf einem sehr guten Weg.

Das Negative zum Schluss: Zum ersten Mal seit der Gründung von Agandi e.V. im Jahr 2012 haben wir im gesamten Jahr nur ein Mitglied hinzugewonnen. Dafür haben wir leider Mitglieder und auch Paten verloren. Sicher ist das angesichts der instabileren Wirtschaftslage in Europa nachvollziehbar. Es deutet darauf hin, dass wir verstärkt für den Erhalt unseres großartigen Projekts kämpfen müssen. Fragt möglichst in euren Freundeskreisen oder bei Arbeitskollegen, ob die Übernahme einer Patenschaft – mit allen Vorteilen von Agandi, das rein ehrenamtlich betrieben wird – möglich ist. Was noch viel wichtiger ist: Bleibt uns erhalten.

Diese vier Kinder haben derzeit keine Paten:

 

Joel, 10 Jahre alt
Ryan, 12 Jahre alt
Patience, 13 Jahre alt
Nobo, 6 Jahre alt

Wir wünschen euch eine gute Advents- und Weihnachtszeit und ein glückliches neues Jahr!

Brigitte Kazooba und Welf Weinstock

P.S.:
Wer gerne persönlich etwas über das Patenkind hören bzw. ein aktuelles Foto möchte oder Fragen dazu hat, wendet sich bitte direkt an Brigitte: 017163690219 (WhatsApp / SMS) oder mail: bkazooba@gmail.com