Liebe Mitglieder und Freunde des Fördervereins AGANDI e.V.!
nach vier ereignisreichen Wochen in Uganda kann ich euch heute von meinem Aufenthalt berichten.
Am ersten Tag erfuhr ich, dass unser jüngstes Kind, der 4jährige David Ssali, seit einiger Zeit krank ist und Fieber hat. Ritah, eine der Schuleigentümerinnen und ich fuhren mit David ins Krankenhaus. Nach 7 (!) Stunden Aufenthalt und etlichen Untersuchungen ergab sich kein eindeutiges Bild. Man wollte ihn zur Beobachtung da behalten. Das wollten wir jedoch nicht.
David bekam am nächsten Tag von einem anderen Arzt Antibiotika und Injektionen – auch hier wurde kein eindeutiges Krankheitsbild beschrieben – aber es ging David nach 3 Tagen wieder gut!
Am 3. Tag kamen alle Kinder zu mir ins Haus und sie bekamen eure Geschenke. Es war großartig, die Freude der Kinder mit zu erleben!
Ich habe soooo viele Fotos und Videos…. Wir überlegen, in welchem – möglichst unaufwändigem Rahmen – wir euch alles zeigen können. Hat einer eine Idee ?
Mit einigen der älteren Kinder war ich mehrfach unterwegs – zum Schwimmen, auf dem Markt, zum Essen…Die großen Kinder haben viele neue (Schul-)Kleidungsstücke und Rucksäcke bekommen, die kleineren Kinder haben auf jeden Fall alle neue Schulschuhe und neue Turnschuhe bekommen.
Mit allen Kindern haben wir einen Ausflug zum Kisubibeach gemacht. Dort hat Lillian mit zwei Helferinnen für 30 Personen gekocht, die Kinder haben glücklich stundenlang gespielt.
Sie kamen auch wieder zu Besuch in mein Haus, diesmal haben wir die von uns 2015 mitgebrachten Puzzles mitgenommen, die im Schulbüro lagerten, nachdem sie damals einmal gebaut werden durften. Die Kinder haben in der Schule keinen Zugang zu irgendeinem Beschäftigungs- oder Spielmaterial – bis auf Bälle – weil es keins gibt. Es ist in Uganda nicht üblich. Die Menschen haben dafür kein Geld. Die wenigen die es haben, kaufen etwas für zuhause oder ziehen ins Ausland.
Deshalb ist es so faszinierend, die Kinder mit Puzzles, Lego o.ä. zu beobachten: Sie „stürzen“ sich darauf und tauchen erst wieder auf, wenn es fertig gestellt ist oder wir nach Stunden sagen, dass sie es bitte nächstes Mal weiter bauen sollen…
Auf einer solchen Beobachtung in einem Waisenhaus Roms basierte übrigens auch Maria Montessoris Pädagogik, besonders die Entwicklung von Sinnesmaterial.
Neben all den schönen Stunden und der Freude der Kinder wurden auch Probleme offenbar, besonders an der little-angels-school:
- Die von Agandi gebaute Toiletten- und Duschanlage ist nicht in Betrieb genommen.
Begründung: Die Wasserrechnung sei zu hoch. - Die Kinder werden äußerst einseitig ernährt: Maisbrei mit Bohnensoße mittags und abends. Immer.
- Die Schlafsituation ist nach wie vor viel zu eng und schmuddelig.
- Einige Kinder husten und fühlen sich schwach.
Wir sind mit Mackline, 10 Jahre alt und Maria, 7 Jahre alt später auch zum Arzt gefahren. Maria hatte Malaria und Mackline eine schwere Bronchitis mit Fieber. Beide bekamen viele Medikamente und Injektionen. Auch ihnen ging es nach wenigen Tagen viel besser!
Die ärztliche Versorgung in Uganda ist gut, jedoch gehen viele Menschen aus Kostengründen besonders in den entlegeneren Gebieten, nicht zum Arzt. Malaria ist so verbreitet wie hier eine Erkältung, es wird dort auch tatsächlich nicht als gefährlich eingestuft – wenn es entsprechend behandelt wird.
Es zeigte sich, dass der Bau des Agandi-homes so schnell wie möglich begonnen werden muss. Für das home ist auch eine kleine Krankenstation geplant sowie regelmäßige Gesundheitskontrollen.
Global engagement, das Antragsportal für NGO´s zur Baufinanzierung hat uns zugesichert, unseren Antrag im November 2017 zu berücksichtigen, so dass – wenn er genehmigt wird – im Januar 2018 mit dem Bau durch unseren Partnerverein „spa of hope“, begonnen werden kann. (Spa of hope musste gegründet werden, da die Bundesregierung nur Vereine vor Ort unterstützt. Agandi e.V. hat hier die Vermittlerfunktion bzw. ist der ebenfalls notwendige deutsche Partnerverein).
Eine weitere Problematik ergibt sich aus der Tatsache, dass sich einige Kinder über den neuen headmaster der little-angels-school beschwert haben, er würde sie schlecht behandeln. Auf genaueres Nachfragen stellte sich heraus, dass er sie als „orphans“ bezeichnet hat – dies gilt als Herabsetzung in dem Sinne, dass eine „Waise“ nichts zu sagen hat…Wie sich das alles genau ergeben hat, ist für mich nicht heraus zu bekommen. Dazu müsste ich oder einer von uns viel öfter vor Ort sein.
Aber sicher ist: Lillian hat hier großen Einfluss. Sie möchte schon lange, dass die Kinder die Schule wechseln. Zu Beginn wollte sie die Kinder unbedingt an der Schule ihres Dorfes haben – diese hatte aber noch nicht einmal ein Dach!
In Gesprächen mit unserem Partnerverein und anderen Beteiligten wurde klar, dass Lillian (nachvollziehbarer Weise) gerne etwas mehr Geld hätte. Deshalb versucht sie deals mit anderen Schulen auszuhandeln, die ihr dann einen Teil des Schulgeldes als Provision geben.
Auffällig ist, dass in jedem Brief der Kinder der Wunsch nach Schulwechsel thematisiert wird. Oft sogar mit gleichem Wortlaut. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese Sätze diktiert wurden….Ihr werdet es lesen.
Wir hatten am 20.08. ein meeting mit Spa of hope und der little -angels-school, bei dem folgende Absprachen getroffen wurden:
- Die Schule verbessert die Hygienestandards in den Schlafräumen, insbesondere durch Einrichtung eines weiteren Schlafraumes mit mehr Platz und Abstand zwischen den Betten.
- Agandi e.V. sorgt für Moskitonetze, die für Doppelstockbetten geeignet sind.
(Dreierstockbetten in Schulen wurden kürzlich von der Regierung verboten) - Die Kinder werden zum regelmäßigen Hände waschen aufgefordert.
- Agandi/spa of hope stellt sicher, dass immer genügend Seife vorhanden ist.
- Die Schule sorgt für Variationen beim Essen (Reis, Matoke, Tomaten, sonntags Fisch oder Fleisch.)
- Die Schuleigentümer Steward und Ritah sprechen mit dem headmaster
Bis Februar 2018 (Beginn des neuen Schuljahres) müssen diese Maßnahmen erfolgt sein. Ein Mitglied von spa of hope wird dies kontrollieren und begleiten.
Sollte sich nichts oder zu wenig an der Situation geändert haben, werden die Kinder die Schule wechseln.
Einige von euch haben auf unsere Bitte hin smartphones für die Kinder mitgegeben. Die Kinder konnten es kaum glauben, haben sich riesig gefreut. Was ich vorher nicht wusste: An keiner Schule in Uganda sind smartphones erlaubt!
So kamen wir überein, dass die phones zunächst mal sicher in meinem Haus aufbewahrt werden und ab nächstem Jahr / Sommer in dem neuen Agandi home für die Kinder eingerichtet werden.
Herzliche Grüße
Brigitte Kazooba
September 2017