Rundbrief März 2022

Brigitte Kazooba

Liebe Mitglieder und Freunde von AGANDI e.V.,


Ein spannender, arbeitsreicher und großartiger Aufenthalt in Uganda/ bei Agandi liegt hinter mir. 6 Wochen intensiver Erlebnisse rund um unsere Paten-Kinder zu beschreiben, würde ein ganzes Buch füllen.

Hier das Allerwichtigste:
Ein Appell an euch, dass ihr bitte bitte eure Patenkinder auch noch nach dem Schulabschluss für die Zeit ihrer Ausbildung weiter unterstützt!
Eine Ausbildung dauert je nach Beruf 2 bis maximal 3 Jahre. Dann erst werden sie in der Lage sein, auf eigenen Beinen zu stehen. Wenn wir sie nach der S6 (vgl. Abitur) oder S4 (vgl. mittlere Reife) alleine lassen, haben sie keine Chance. Keiner der Verwandten ist in der Lage eine Ausbildung zu finanzieren.
Wir haben recherchiert, welche Ausbildungen für euch zum gleich bleibenden Betrag (50 oder 60 € pro Monat) möglich sind. Es betrifft sämtliche handwerklichen Berufe aber auch Krankenschwester/Pfleger, Hebamme oder auch eine Kunstschule.
Ein Universitätsstudium ist mit dem Betrag nicht möglich. Jedoch können die Jugendlichen versuchen, ein Stipendium vom ugandischen Staat zu erhalten. Dafür brauchen sie ein sehr gutes Abschlusszeugnis. Für einige unserer Kinder scheint das möglich zu sein.

In der S6 sind jetzt: Marvin Kakonge, Allen Nalugo und James Kituuka. Im Dezember 2022 werden sie die Schule abgeschlossen haben.
In der S4 sind derzeit Joyce Nakirinda und Steven Kazibwe. Auch diese beiden könnten schon im nächsten Jahr mit einer Berufsausbildung beginnen oder aber noch zwei weitere Schuljahre absolvieren. Die Paten dieser Kinder bitten wir, uns mittzuteilen, ob ihr sie während ihrer
Ausbildungszeit weiter unterstützt.
Für alle anderen gilt diese dringende Bitte natürlich auch, sobald die Kinder in den kommenden Jahren die Schule beenden.

Es war so erleichternd und schön, alle (!) unsere Kinder wieder zu sehen, alle sind ins home und in die Schulen zurückgekehrt.
Im Gegensatz dazu ist bisher nur etwa die Hälfte aller ugandischen Kinder in die Schulen zurückgekehrt, nach dem 2jährigen lockdown. Die materielle Armut der Bevölkerung hat sich sehr verstärkt, das Schulgeld wird von immer weniger Menschen aufgebracht. Wir haben unseren Erfolg euch allen zu verdanken, da wir ja monatlich den größten Teil eures Beitrags den
Kindern bzw. deren Angehörigen haben zukommen lassen. So konnten sie ihr Leben im Griff behalten, nicht schwanger werden etc….

Unser Musiklehrer Fred Kasumba leistet sehr gute Arbeit. Im Januar/Februar hat er mit 4 unserer Mädchen (Sandra Nalwadda, Marion Nakibuka, Maria Nakazzi und Maria Nalule) in einem Tonstudio ein selbstkomponiertes und getextetes Lied eingesungen, aufgenommen und bearbeitet. Das Ergebnis ist „umwerfend“ geworden! Hört sich super an. Dazu werden jetzt Tanz- und Theater Einlagen eingeübt. (Ähnlich den „Masaka kids“ – youtube). Ich habe sehr eindrucksvolle Videos und Fotos mitgebracht. Sie in einer word-Datei zu verschicken, geht nicht.

 

Am liebsten würde ich ein großes Treffen mit euch organisieren, wo ich euch alles zeigen kann. Ist eher illusorisch. Eine andere Möglichkeit ist die „cloud“.
Wer einen whatsapp-Kontakt hat, den ich noch nicht kenne, sollte uns das bitte schreiben. Dann kann ich individuell Fotos und Videos verschicken.
Auf jeden Fall werden die Paten bald die von mir mitgebrachten Briefe ihrer Kinder per Post erhalten.

Fast wäre es während meiner Anwesenheit gelungen, von dem angesparten Vereinsgeld ein Grundstück für Agandi zu kaufen. In den nächsten Tagen wird der Kauf voraussichtlich stattfinden. (Titel zu überprüfen, zu überschreiben und notariell beglaubigen lassen, dauert auch in Uganda lange).
Da es unser Ziel ist, neben den unendlich langen Schultagen besonders die Bereiche Musik, Sport und Kunst zu fördern, planen wir auf dem Grundstück einen Sportplatz mit Fußballtoren und Basketballkörben sowie die Errichtung eines Gebäudes für unsere Kreativ-Werkstatt (die wir ja bisher mieten) und weitere diverse Nutzungen.
Seit Mitte Februar haben wir einen begabten jungen Künstler engagiert, der jetzt jeden Samstag für 2 Stunden mit sehr viel Engagement bildende Kunst anbietet. Die Kinder machen wie immer begeistert und konzentriert mit. Der Künstler namens Marvin Mukunya erhält pro Samstag umgerechnet ca. 10 €, einschl. Fahrtkosten aus Kampala.

Mittlerweile besitzen 8-10 der älteren Kinder ein (gebrauchtes) Smartphone, das sie sich von eurem Weihnachtsgeld gekauft haben oder von uns mitgebracht bekommen haben. Deshalb haben wir im home Wlan installiert, das pro Monat ca. 12 € kostet. So können sie für die Schule recherchieren oder es für eine Stunde täglich privat nutzen.

Natürlich gibt es auch jede Menge Probleme. Reparaturen/ Instandsetzungen, ungeplante Anschaffungen, zu spätes Essen, zu einseitiges Essen, teilweise unentschuldigte Abwesenheit unserer Sozialarbeiterin aber auch der Köchin…
Viele Diskussionen wurden dazu geführt.
Erfolgreich verlief eine Elternversammlung, die von der Elternvertreterin (Mama Tendo) einberufen wurde. Tatsächlich wurde an dem Tag in erster Linie gefeiert. Die Eltern bzw. deren Stellvertreter kochten ein gigantisches Mahl, sie beschenkten mich mit ugandischen Kleidern, Körben, einem lebenden Hahn…Wir haben jetzt Hühner angeschafft und den Hahn dazu
„gestellt“. Wir werden ihn nicht essen.
Alles in Stellvertretung für euch! Ich habe die „Lorbeeren“ abbekommen, die auch euch zustehen. Also: Bitte kommt mal mit, besucht die Kinder. Es ist ein unvergessliches Erlebnis.

An meinem vorletzten Tag haben wir – ohne einen Paten zu haben – einen 14jährigen Jungen aus der Region Gulu/ Norduganda (lange Bürgerkriegsgebiet) aufgenommen. Ein Notfall. Er wollte sich aufhängen, weil er keine Chance auf Schule mehr hatte, aus finanziellen Gründen.
Natürlich gibt es unzählige ähnlicher Fälle im Land und mehrere Menschen aus meiner Umgebung haben auch um Hilfe gebeten, die ich immer ablehnen muss.
Aber bei dieser Geschichte (deren Verlauf zu erläutern hier zu lange dauern würde), konnte ich nichts anderes tun als ihn aufzunehmen.
Kennt ihr noch Menschen, die ein Patenkind nehmen möchten? Ein weiterer dringender Fall aus dem Umfeld ist ein 6jähriges Mädchen, das auf dem Feld arbeitet, statt zur Schule zu gehen.

Jetzt haben wir noch eine Bitte an euch:

Unsere Stärken liegen im rein inhaltlichen Aktionsbereich vor Ort (Brigitte) und im administrativen Bereich sowie der internen Spendenakquise (Welf).
Was uns komplett fehlt: Social-Media-Kompetenz. Wie machen wir unseren Verein – auf den wir jetzt wirklich stolz sein können – in der Öffentlichkeit bekannter?
Wer von euch kennt sich aus mit facebook/ads, mit instagram & Co?

Etwas Geld könnten wir dafür auch bezahlen. Aber Profis, die sich für so etwas im Netz anbieten, sind total teuer. Inhalte/Fotos/Videos kann ich in Mengen liefern.

Liebe Grüße, Brigitte Kazooba, Welf Weinstock

Berlin, März 2022